Les faux sont si répandus qu’il devient difficile pour des non-spécialistes de discerner le style original de l’artiste.
La preuve en est ce faux Exter qui illustre un article paru sur www.artnet.de
Prix estimé : 120 000 à 140 000 €
EXPERTEN UNTER SCHMUDDELVERDACHT
STEFAN KOBEL
9. Mai 2009
Fälschungsverdächtige Gemälde der russischen Avantgarde machen nicht nur den Kunstmarkt unsicher. Je enger der Kunsthandel und der Ausstellungsbetrieb zusammenrücken, desto unvermittelter treffen Marktmanipulationen auch unverdächtige Institutionen. Zuletzt wurde dies im westfranzösischen Tours sichtbar, als die Ausstellung „Alexandra Exter et ses amis russes“ von der Polizei geschlossen wurde. Mitte März wurde ein Großteil der Exponate von der Ausstellungswand herunter beschlagnahmt. Bei den rund 190 Gemälden von Exter und 80 Arbeiten weiterer russischer Avantgarde-Künstler soll es sich weitgehend um Fälschungen handeln. Der als Autorität geltende Experte Andréi Nakov hatte die Behörden auf die fragwürdige Ausstellung im Château Royal aufmerksam gemacht. Organisiert hatte die Schau der ehemalige Galerist Jean Chauvelin, der in den vergangenen Jahren zusammen mit Denise Bazetoux, Nadia Filatoff und anderen als Experte für Exter und weitere russische Künstler aufgetreten war. 130 der in Tours ausgestellten Exter-Gemälde stammen aus dem Besitz von Chauvelin, der sie vor 30 bis 40 Jahren in Russland gekauft haben will. Hätte Nakov Recht, wären sie fast ausnahmslos Fälschungen.
In den letzten Jahren waren besonders auf dem deutschen Auktionsmarkt vermehrt Bilder der russischen Avantgarde aufgetaucht, deren Echtheit unter anderen Chauvelin bestätigt hatte. Er hatte 2007 auch die Gründung eines „International Committee of Russian Modernism“ betrieben, einer privaten Non-Profit-Organisation, deren Ziel es hätte sein sollen, „einem gestiegenen Bedarf nach einer kohärenten und vereinigten Annäherung an die russische Moderne“ nachzukommen, wie es damals in einer Pressemitteilung hieß. Demnach sollten der Vereinigung neben Chauvelin, Bazetoux und Filatoff Persönlichkeiten sehr unterschiedlicher Couleur angehören, darunter durchaus auch Experten von eigenen Gnaden. Auf der Liste finden sich Irina Azizyan, Hermann Berninger, Sylvaine Brans, Svetlana Dzhafarova, Nina Gourianova, Ariane Hofstetter, Eberhard Jägers, Maria Kokkori, John Milner und Anthony Parton sowie Jacques Sayag als Generalsekretär. Doch zur Gründung scheint es nie gekommen zu sein. Eberhard Jägers, der zusammen mit seiner Frau Elisabeth in Bornheim das Mikroanalytische Labor Jägers betreibt, teilte seinerzeit mit, er sei ohne seine Zustimmung in das Mitgliederverzeichnis gelangt.
Nicht lange nach den Komitee-Gründungsbemühungen überschwemmte eine Flut von Arbeiten russischer Avantgardisten die deutschen Auktionshäuser. Werke von Natalia Goncharowa, Alexandra Exter, Natan Isaevich Altman, Ivan Kliun und anderen wurden in großen Mengen im ganzen Land eingeliefert – vor allem bei Nagel in Stuttgart sowie Ketterer und Hampel in München. Andere Häuser wurden mit ähnlichen Konvoluten beglückt, lehnten jedoch ab — darunter Lempertz, Van Ham und Villa Grisebach. Gemeinsam war vielen Gemälden und Aquarellen die Vielzahl an Gutachten, mit denen die einzelnen Werke ausgestattet waren. Die Namen Prof. Dr. Elisabeth Jägers und Dr. Eberhard Jägers, Nadia Filatoff, Jaques Sayag, Jean Chauvelin, Denise Basetoux und Ariane M. Hofstetter tauchten dabei gehäuft auf. Das Institut Jägers stellte materialtechnische Untersuchungen an. Die Gutachten endeten in der Regel mit Sätzen wie: «Somit sprechen die Ergebnisse nicht gegen eine Zuordnung.» Vereinzelt wurde vermerkt: «Die Oberfläche wirkt erstaunlich frisch.» Das stimmte tatsächlich. Die Gemälde machen trotz der mäßigen Qualität der Leinwände und fehlendem Firnis einen sehr jugendlichen Eindruck.
Die in den Katalogen angegebenen Provenienzen waren dabei mitunter so illuster wie abenteuerlich, verzeichneten jedoch praktisch keine Ausstellungsgeschichte. Erstaunen musste dabei, dass diese scheinbaren Hochkaräter ausgerechnet in Deutschland angeboten wurden, erzielten Sotheby’s und Christie’s doch erkennbar höhere Preise für Werke der russischen Avantgarde. Die Auktionen verliefen so obskur, wie es ihre Lose erwarten ließen, mit massenhaften Rückgängen, mutmaßlichen Scheingeboten und unstimmigen Ergebnislisten. Nachdem einige der Objekte mehrere Versteigerungsorte gesehen hatten, verschwanden sie vom Markt. Bei Ketter hat man inzwischen die Konsequenzen gezogen und nimmt nach eigenen Angaben überhaupt keine Arbeiten von Gontscharowa mehr an.
Die aktuelle Beschlagnahmung der Exponate aus dem Besitz Chauvelins – und auch des Ausstellungskataloges – scheint vorerst einen Schlusspunkt zu setzen. Eine für Außenstehende kaum zu durchschauende Kette seltsamer Zufälle und Unstimmigkeiten im Bereich der russischen Avantgarde-Kunst findet damit ein Ende. Allerdings ist Chauvelin nicht der einzige, der Pech mit seiner Ausstellung hat. Bereits 1988 war Andreij Nakov, der den Stein jetzt mit einer Publikation ins Rollen gebracht hatte, in der Schweiz aufgefallen, als in einer von ihm organisierten Ausstellung die Echtheit von Werken Mikhail Larionovs angezweifelt wurde, die er selbst attestiert hatte.
Stefan Kobel
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